Unterwegs auf zwei Beinen, © Weinviertel Tourismus / Lahofer

Jakobsweg verbindet Europa

Pilgern in Europa

Millionen von Menschen waren über die Jahrhunderte als Pilger auf dem weitverzweigten Jakobswegenetz quer durch Europa unterwegs, um nach Santiago de Compostela zum Grab des heiligen Apostels Jakobus zu gelangen.

Jakobus der Ältere, der Bruder des Evangelisten Johannes, war auf Missionsreise in Spanien unterwegs. Als er um 44 nach Jerusalem zurückkehrte, wurde er von Herodes Agrippina gefangen genommen und erlitt als erster Apostel den Märtyrertod. Die Entstehung des Weges fällt in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts. Die Legenda Aurea schildert, wie nach der Hinrichtung zwei Freunde den Leichnam des Jakobus auf ein Schiff brachten, das von unsichtbaren Engeln bis an die Küste Galiciens, bei Iria Flavia, gelenkt wurde. Er wurde auf einen Ochsenkarren verladen und dort, wo sich die Tiere niederließen, begraben und vergessen.

Santiago de Compostela

Der Legende nach führten hell leuchtende Sterne über der Grabstätte im 9. Jahrhundert zur Entdeckung des Apostelgrabes. Von Compostela (Sternenfeld) hat der Ort auch seinen Namen bekommen. Die Kraft des Apostelgrabes sprach sich bald in Europa herum, und im 12. und 13. Jahrhundert erlebte das Pilgern nach Santiago de Compostela seinen Höhepunkt. Papst Calixto II. legte fest, dass jenen, die in einem Heiligen Jahr nach Santiago pilgerten, alle Sünden erlassen würden. Papst Alexander III. erklärte Santiago zur heiligen Stadt, ebenso wie Rom und Jerusalem. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich ein Netz von Jakobswegen durch ganz Europa, und Santiago wurde zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte des Christentums. In der Zeit der Reformation und Gegenreformation wurde es stiller um das Pilgern. Die lokalen Marienwallfahrtsorte hatten ihren großen Aufschwung.

Renaissance des Jakobspilgerns

Papst Johannes Paul II. rief bei einer Europafeier im Jahr 1982 in Santiago den alten Kontinent dazu auf, seine Wurzeln wieder zu beleben, und sorgte so für einen unglaublichen Aufschwung des Jakobspilgerns. 1993 wurde der spanische Hauptweg, der Camino Francès, der sich über 780 km von St. Jean-Pied-de-Port in den Pyrenäen nach Santiago erstreckt, in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Zuvor hatte schon 1987 der Europarat die Jakobswege in Europa zur Kulturroute erhoben. Nicht umsonst hat die stilisierte Muschel, das Zeichen der Jakobswege, die Farbe der Europafahne blau und gelb. Der Jakobsweg und die Jakobsmuschel sind Symbole der Einheit Europas.